Montag, 4. August 2014

Tümpel waren die Bäche

Ich habe mich wirklich an all das erinnert, und während ich hier stehe, springt mir ein Teufel ins Genick. Er meint es gut – Teufel meinen es gut, sie wollen ja alle nur, daß wir begreifen. Adam bin ich – einz’ger Mensch. Wie ging es los?
Wasser konnte man nicht mehr Wasser nennen, Wasser fließen, diese Wasser flossen nicht. Sie standen in ihrer Lake, nährten keine Lurche, nicht den Schilf und der Faulschlamm zersetzte sich nicht mehr speisend. Tümpel waren die Bäche an ihrer tiefsten Stelle, Schiffe versenkten sich darin. Der Rest ist Gestein im Trockenbett. Wie mittelalterliche Pest stank die Luft, ein geheimer Zorn lag in den Dingen, den brachliegenden Augen. Alle Gräser schnitten Fleisch, wenn man mit freigelegten Knien darüber streifte, im Sommer aus Gewohnheit, die Sonne mehr ein fahles Licht. Da wächst nichts ihr entgegen, kräuselt sich insektengleich statt dessen.

Samstag, 2. August 2014

Vapor Trails

Welten entstehen, vergehen. Ein Klumpen: ich kann die Details riechen. Trotzdem stehe ich hier nur an einem Ufer und blicke über die trübe Brühe hinweg, den Spiegel für einen Engel. Ich schwamm in diesem Gewässer, schwamm dieser stämmigen Putte hinterher, die so gar nicht mein grundsätzliches Interesse aktivierte. Sie war da, das war alles. Ebenso wie das Lagerfeuer, die kleinen Zelte, der Schlafsack. Ebenso wie Musik, kreisende Weinflaschen. Ich hielt mich für einen Dichter, damals schon. Ich hielt mich für einen Dichter weit vor diesem Zeitpunkt (als ob die Zeit wirklich Punkte hätte, die wie Masern im Gesicht des unendlichen Raumes aufblattern) und auch danach dachte ich, das wäre meine Bestimmung. Nichts anderes fiel mir ein, obwohl ich nicht schrieb. Was hätte ich denn auch schreiben sollen? Manchmal stolperten Worte in mein Gedächtnis, manche davon notierte ich mir auf die Innenseite einer Zigarettenschachtel, Notizbücher verlegte oder verlor ich ständig oder vergas sie in irgendeinem Schlafzimmer. Ich verschwendete weder einen Gedanken an die Zukunft noch an die Vergangenheit. Nur so ist Gegenwart zu machen. Heute mache ich kaum mehr Gegenwart, heute fällt mir eben zuviel Vergangenes ein. Zukünftiges natürlich auch, aber von meiner Warte aus gesehen ist das ebenfalls alles Vergangenheit.
Welten entstehen, vergehen. Als sie schlief, schlich ich mich zu ihr.

Freitag, 1. August 2014

stille

Die völlige Einsamkeit ist schwer. Die beseelte Existenz der Dinge ist das einzige, das den milliardenschweren Druck nicht ungezügelt auf uns einpressen lässt. Wenn wir hinaus zur Ewigkeit blicken, nennen wir sie Horizont, denn ohne Halt stürzen unsere Augen in sich zusammen. Für die Ewigkeit wären wir dann blind und sähen nur mehr Einsamkeit. Nur in paradoxen Bildern lässt diese sich beschreiben, denn Ein meint nicht Größe sondern Stille.

farewelldunkel

ist nicht so / daß wir kühlen könnten
ist nicht so / daß wir ober=räubern
abrammen, umfafeln, um tafeln
herum : waffeln / daß wir
ohnsägliches gespür, entrinnen
mimenzwecke im spiegelfleisch
hören wir bitteren fuchsjagten zu

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